Darf ich in der Stillzeit Kaffee trinken?

Bei schwangeren Frauen ist die Liste der Lebensmittel-Verbote sehr lang – auch Kaffee gehört zu den Lebensmitteln die Schwangere noch in kleinen Mengen konsumieren sollten. Aber wie sieht es hier bei stillenden Frauen aus? „Darf ich in der Stillzeit Kaffee trinken?“ – werde ich als Ernährungsberaterin regelmäßig gefragt.

JEIN – Kaffee trinken in der Stillzeit ist nicht verboten. Aber…

…du als Stillende solltest vorsichtig mit Koffein umgehen. Denn das Koffein wird über deinen Darm an dein Blut weitergegeben und wird so ins Gehirn geschleust. Denn Koffein überwindet die Blut-Hirn-Schranke, wodurch die Symptome wie eine gesteigerte Aufmerksamkeit, mehr Antrieb und eine höhere Konzentration entstehen. Aber Koffein ist ein auch abhängigmachendes Alkaloid, deren Halbwertzeit durchschnittlich einige Stunden beträgt, wobei sie sich bei oraler Empfängnisverhütung und Schwangerschaft verlängert. In der Leber wird das Koffein dann über das Enzym CYP-P450-1A2 abgebaut.

Das Enzym zum Koffeinabbau haben unsere Babies noch nicht!

Und da liegt das Problem. Eine stillende Frau trinkt Kaffee, nimmt Koffein auf und durch die Milch wird das Koffein an das Baby weitergegeben. Wie viel genau über das Blut – wodurch die Milch entsteht – an das Baby weitergegeben wird ist bisher noch nicht geklärt. Aber selbst kleine Mengen, können Auswirkungen auf das Baby haben. Denn das abbauende Enzym ist noch nicht voll ausgebildet bei Babies. So kann es bis zu 3 Tage dauern, bis das Koffein bei deinem Baby nicht mehr nachweisbar ist.

Reagiert jedes Baby gleich auf Koffein in der Muttermilch?

Nein! Wie ein Baby auf das Koffein reagiert hängt von mehreren Faktoren ab. Wann wurde der Kaffee getrunken? Ist das Baby gesund oder gesundheitlich eingeschränkt? Wie alt ist dein Baby?

Besonders Babies unter 6 Monaten oder Babies mit gesundheitlichen Einschränkungen sind vom Koffeinkonsum der Mutter betroffen und zeigen Symptome (Hale 2017). Die Symptome waren unter anderem Reizbarkeit, sie waren häufiger wach und hibbelig. Außerdem zeigte sich, dass diese Babies häufiger aufwachten und weniger lange Schlafphasen hatten (Mohrbacher 2010).

Wenn du als stillende Mama ohne Koffein nicht über den Tag kommst, dann solltest du darauf achten, wann du Kaffee trinkst und wieviel. Es wird empfohlen den Kaffee direkt nach dem Stillen zu trinken und idealerweise nur einen Kaffee pro Tag. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt nicht mehr als 200mg Koffein pro Tag zu sich zu nehmen.

Koffeingehalt auf 100ml

Hier bekommst du eine Übersicht über den Koffeingehalt als pdf-Dokument

Espresso

Filterkaffee

Instantkaffee

Schwarzer Tee

Grüner Tee

Trinkschokolade

Cola

Getreidekaffee

Entkoffinierter Kaffee

133 mg

55 mg

39 mg

20 mg

19 mg

9 mg

10 mg

0 mg

2 mg

Koffein-Entzug während der Schwangerschaft oder Stillzeit – Lieber nicht!

Ebenso wie eine radikale Ernährungsumstellung ist ein radikaler Koffeinentzug von einem Tag auf den anderen in der Schwangerschaft, genauso wie in der Stillzeit nicht zu empfehlen, da die Giftstoffe von der Mutter aufs Baby übertragen werden. In der Schwangerschaft durch die Plazenta und in der Stillzeit durch die Muttermilch. Aber eine langsame und stetige Koffeinreduzierung ist zu empfehlen. Du könntest auf eine Trinkschokolade zurückgreifen, die deutlich weniger Koffein enthält oder auch auf Getreide- oder entkoffinierten Kaffee.

Fazit:

Auf die Frage „Darf ich in der Stillzeit Kaffee trinken?“ heißt die Antwort also – Ja, in Maßen und in Abhängigkeit von dem Gesundheitszustand deines Babies. Solltest du das Gefühl haben, dass dein Baby durch deinen Koffeinkonsum schlechter schlafen kann, dann reduziere deinen Koffeinkonsum deutlich, um deine Vermutung zu kontrollieren.

Auch für dich als frischgebackene Mama gilt: je weniger Kaffee, desto besser

Im Übrigen ist es auch für dich als frischgebackene Mama besser, weniger Kaffee zu dir zu nehmen, da Kaffee einige nachteilige Wirkungen hat, wie z.B. eine vermehrte Urinausscheidung – damit verlierst du wertvolle Vitamine und Mineralstoffe; eine vermehrte Reizbarkeit – nicht nur die Aufmerksamkeit steigt, auch die Reizbarkeit; eine Übersäuerung deines Körpers. Diese wiederum wirkt sich auf dein Säure-Basen-Haushalt aus und kann vielfältige, negative gesundheitliche Folgen haben (z.B. Gicht, Haarausfall, Rheuma, Osteoporose, Hautprobleme wie Neurodermitis, Ekzeme, Akne).

 

Quellen:

Hale, T. W. (2017). Medications & mothers milk. New York, NY: Springer Publishing Company.

Mohrbacher, N. (2010). Breastfeeding answers made simple: a pocket guide for helping mothers. Amarillo, TX: Hale Publishing.

Iná S. Santos, et al, (2011). Maternal Caffeine Consumption and Infant NighttimeWaking: Prospective Cohort Study;

J. Coad, M. Dunstall (2007). Anatomie und Physiologie für die Geburtshilfe

I. Stadelmann (2018). Die Hebammensprechstunde

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