Meine Alleingeburt

Alleingeburt. Ein Wort was triggert. Ein Wort was mit Mut verbunden wird, statt mit normal. Ein Wort was spaltet.

Aber dieses Wort ist meins für das Jahr 2021. Denn kurz vor Ende des Jahres, nach vielem Hin und Her habe ich mein Kind allein geboren. In der Badewanne zu Hause. Meine Tochter erblickte am 30.12. um 6:50 Uhr das Licht dieser Welt oder sollte ich sagen die schummrig schönen Schatten des Erwachens?

In die Morgendämmerung ist sie unter starkem Tönen in unserer Badewanne aus mir geglitten. Mit Glückshaube. Und in einem Rutsch.

Aber jetzt meine Alleingeburt Story von vorne…

Aber ich fange mal von vorne an. Am 29.12. hatte sich der Schleimpfropf schon langsam gelöst und sah eine kleine Blutspur. Wehen gab es aber weit und breit nicht. Also ging ich nochmal meinen allabendlichen Spaziergang und genoss den Nebel und die Ruhe. Abends kamen immer mal wieder Wehen – ganz leicht und sanft, aber nichts bleibendes. Also schlief ich gegen 23 Uhr ein. In der Nacht wurde ich immer wieder von kräftigen Wehen wach, die aber immer gleich wieder verschwanden und mich weiter schlafen ließen. Ich spürte aber die nahende Geburt.

Bild Quelle: Mamanie

Gegen 4:30 Uhr erwachte ich…

durch drei sehr kräftige Wehen. Diese blieben und ließen mich nicht mehr weiterschlafen. Ich stand auf. Und kniete mich vor mein Bett auf alle viere mit erhöhtem Oberkörper auf dem Bett. Ich tönte leise und bewegte mich durch die Wehen. Ich nahm mir einen Wecker und schaute zwischen den Wehen immer wieder drauf. Alle 2-3 Minuten. Zwischendurch wechselte ich auf den Gymnastikball, hielt mich an der Wickelkommode fest und rotiert mein Becken mit dem Ball.

Das tat ich ungefähr eine Stunde. Zwischendurch ging ich regelmäßig auf Toilette und verbrachte dort 1-2 Wehen. So merkte ich sofort als der Schleimpfropf richtig abging (mehr Blut und viel Schleim) – ich wusste: jetzt geht es richtig los. Um 5:30Uhr nutze ich die 1-2 Minuten zwischen den Wehen dafür meinem Mann zu sagen, dass er aufstehen kann und bitte auch meiner Doula Jule @mitliebezumleben Bescheid gibt, dass sie kommen kann. Ich rechnete nicht damit, dass sie pünktlich kommen würde. Ich spürte das Baby schon ganz nah.

 

Immer wieder verband ich mich mit der kleinen Seele, redete mit ihr.

Ich verband mich in den Zeiten zwischen den Wehen mit meinem Bauchbaby. Sprach mit ihr und bestärkte sie, dass wir das zusammen schaffen werden.

Als mein Mann aufstand bat ich ihn kurz danach die Wanne voll laufen zu lassen. Ich ging zurück ins Schlafzimmer und bewegte mich weiter rhythmisch in Kreisbewegungen durch die Wehen. Kurz danach war die Wanne halb voll und mein Mann sagte mir Bescheid. Ich ging langsam zur Wanne und zog mich in der nächsten Wehenpause schnell aus und stieg ein. Ich spürte die Wärme vom Wasser um mich herum. Ich suchte einen bequemen Platz in der Wanne, bei dem ich den Wehendruck abgeben kann.  Rückenlage kam nicht in Frage, da ich keine „Ankerpunkte“ hatte für die Druckentlastung und für den Vierfüßlerstand war kein Platz. Ich war kurz vor dem Aufgeben und Rausgehen, da fand ich ihn. Meinen Platz zum Gebären.

Aufrecht, auf den Knien…

Ein Knie entlang der Wanne und eins quer dazu gegen den Badewannenrand gepresst. Ich war also eingeklemmt zwischen den Badewannenrändern. Und konnte so perfekt bei jeder Welle die enorme Kraft in mir an diese Ankerpunkte abgeben. Zusätzlich wollte diese weibliche Urkraft aus meiner Kehle. Es war kein Tönen mehr. Es war ein Stöhnen. Ein mich Hingeben. Kurz nachdem ich also meine Position gefunden hatte, begannen die Presswehen. Ich war allein im Bad. Mein Mann wartete im Wohnzimmer auf unsere Doula Jule.

Die Presswehen hatten es in sich. Bei jeder Wehe stöhnte ich laut in den Raum und fasste in den Pausen immer wieder zwischen meine Beine um zu sehen wie weit ich bin und den Kopf meines Babys zu streicheln. Bis zum Schluss war die Fruchtblase intakt, die ich immer wieder ehrfurchtsvoll berührte, streichelte.

Meine Alleingeburt war magisch

Ich spürte das Köpfchen schon zur Hälfte aus mir heraus, als sich die Tür kurz öffnete. Ich sah auf. Sah Jule sich an der Tür hinsetzen und fokussierte mich sofort wieder auf mich und das Pressen.  Eine Presswehe folgte. Ich wusste, dass das die Wehe für den Kopf werden würde. Und auf einmal war erst der Kopf geboren und der Körper folgte sofort ohne eine weitere Wehe.

Es war magisch. Mein Baby schwamm im Wasser und schaute mich an.

Mein Baby schwam im Wasser und schaute mich an. Ich nahm es direkt auf die Brust und kuschelte. Ich schaute Jule an und meinte nur sowas wie „Ich bin nochmal Mama. Ich habs geschafft.“ Und genoss das erste kräftige Schreien meines Babys.

Mädchen oder Junge – ich hatte gar nicht drauf geachtet

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, ob es ein Mädchen oder Junge ist. Und ich wollte sie nicht von meiner Brust nehmen, um nachzusehen. Einfach nur kuscheln.  Jule half mir und mein Mann kam auch direkt herein als er das schreien hörte (ich hab ihn tatsächlich vor die Tür verbannt, seine Emotionswellen die er regelmäßig bei Unsicherheiten aussendet wollte ich nicht unter der Geburt dabei haben). Er schützte meinen sicheren Raum von aussen. Kurze Zeit später kamen meine beiden Kinder und sagten ihrer Schwester Guten Tag (ich hatte es geschafft kurz nachzusehen).

Meine Nachgeburt

Ich lag dort ca 15 min im Wasser mit meinem Baby auf der Brust als ich eine weitere heftige Wehe spürte. Meine Plazenta kam. Aber sie blieb „hängen“. Sie klemmte an etwas in mir fest.  Erst als ich versuchte mit Hilfe von Jule und meinem Mann aufzustehen riss sie ab. Jule nahm die Plazenta, mein Mann half mir mit dem Baby im Arm hoch.

Wir gingen ins Bett, wo ich mich und mein Baby Haut auf Haut einkuschelte. Ein Handtuch zwischen den Beinen und ein Kühlpad auf dem Bauch zum stoppen der Blutung. Das festklemmen meiner Plazenta hatte mich verunsichert. Jule war aber ganz souverän und nach kurzer Zeit spürte ich in mir, dass es mir gut geht. Keine starke Müdigkeit oder Schwindel. So hab ich mich sicher und gut gefühlt. (Meinem Mann ging es nicht so gut damit und er ging vorsichtshalber kurz raus um seine Angst zu bearbeiten und mich damit nicht zu belasten).

Nach 2h kam meine Nachsorgehebamme um mich zu untersuchen, genauso wie die Plazenta. Das was steckenblieb waren die Eihäute und nicht dramatisch – meine Gebärmutter hatte sich zu schnell zusammengezogen. Die Plazenta war intakt (bei einem kleinen Stück war es nicht sicher, aber kein Grund zu reagieren).
Ich hatte tatsächlich einen Dammriss, aber es tat nicht weh. Ich war nur glücklich 💖

So konnte ich die ersten Stunden entspannt in meinem eigenen Bett ausruhen. Und ankommen.

 

 

Bild Quelle: Jess Fotografie

 

Interessiert dich das Thema Alleingeburt oder Hausgeburt – als Doula kann ich dir mein Wissen rund um Geburt weitergeben und aus meiner Erfahrung schöpfen, um für dich als Begleitung vor der Geburt da zu sein – Sprich mich gerne an.

Literatur zur Alleingeburt

Sarah Schmid – Alleingeburt

Jobina Schenk – Meisterin der Geburt: Das Selbstcoaching-Buch für mehr Geburtslust & Selbstermächtigung